Nachhaltige Anlagen boomen: Rund 700 nachhaltige Investmentfonds – mit unterschiedlichen Schwerpunkten – sind mittlerweile in Europa zugelassen. Jeder zweite Euro floss 2020 in grüne Investments, so der Fondsverband BVI. Politische Druck und ein gesellschaftlicher Stimmungswandel verstärken den Trend und treiben die Kurse nachhaltiger Aktien. Die grüne Blase am Kapitalmarkt wächst.
1600 Milliarden Euro. So viel Geld verwalten nach Angaben der Ratingagentur Morningstar weltweit Aktienfonds, die ihre Investments an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten, wie Umweltschutz, soziale Verantwortung und Unternehmensaufsicht (Environment, Social, Governance, Kurzform: ESG). Allein im vergangenen Jahr kamen rund 360 Milliarden Euro hinzu. Die ESG-Fondsbranche wächst deutlich.
Der Sektor der ESG-Fonds wächst dynamisch und damit auch die Fülle an Informationen und Marketingaktionen. Für alle Marktteilnehmer wird es immer schwieriger ein klares Bild zu erhalten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) vergleicht den Boom der Nachhaltigkeitsfonds in ihrem Quartalsbericht schon mit der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und rechnet nach der laufenden Phase des Investitionsbooms mit größeren Preiskorrekturen.
Schon jetzt gibt es Kursübertreibungen, da die meisten Anleger über Exchange Traded Funds (ETF) oder aktiv gemanagte Fonds in das Nachhaltigkeitssegment investieren, also nicht selektiv vorgehen.
Der wohl bekannteste ETF von iShares heißt „clean energy“. Der Fonds hat 2020 einen regelrechten Hype erlebt, einen Wertzuwachs von 180 Prozent erzielt und verwaltet mittlerweile ein Volumen von 5,1 Milliarden Dollar. Durch das blinde Investieren von Fonds wie diesem, wurden zum Beispiel die Aktien des US Brennstoffzellenherstellers Plug Power erst um 2100 Prozent nach oben getrieben, um sich dann Anfang 2021 nochmals zu verdreifachen. Vom Hoch im Februar brachen sie dann wieder rund 70 Prozent ein.
Wolfgang Köbler ist Vorstand der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg.
Ähnlich erging es anderen grünen Unternehmen, Herstellern von Windkraftanlagen, Solarzellen oder Turbinen. Auch wenn einige Investoren teils herbe Kursverluste erlitten, ist der generelle Trend ungebrochen, in solche Produkte weiter international diversifiziert zu investieren. Und auch der politische Wille ist stärker denn je, in Richtung saubere Energie zu investieren und nachhaltig CO2 einzusparen. Aber es gilt genauer hinzuschauen, in welche Segmente man investiert und von Seiten der Produktanbieter entsprechend aufklärend darauf zu reagieren.
Grundsätzlich besteht die Gefahr, dass Investoren auf viel zu hohem Niveau in das Marktsegment einsteigen und der Herdentrieb dazu führt, dass nur in einige wenige Aktien investiert wird. Verändern sich dann die ESG-Kriterien bei in Indizes gelisteten Werten, müssen die Fondsmanager diese Aktien verkaufen. Aufgrund geringer Liquidität können solche Titel dann ins Bodenlose fallen. Dabei ist noch nicht die allgemeine Gefahr für die Börsen berücksichtigt, wenn die Notenbank die Zügel in der Geldpolitik wieder anzieht.
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Die vergangenen Quartale haben gezeigt, dass grüne Investments nicht automatisch wertsteigernd sind, deshalb lohnt ein genauer Blick in die jeweiligen Assets. Solarworld ist nur ein Beispiel, dass bei wegfallender staatlicher Förderung ein ehemals erfolgreiches Unternehmen auch Pleite gehen kann. Nachhaltigkeit ist kein Selbstläufer. Anleger sollten nicht automatisch zugreifen, nur weil ein Produkt mit dem vermeintlichen Gütesiegel „ESG“-konform gekennzeichnet ist.
Vielmehr sollte man immer genau darauf schauen, in welche Unternehmen jeweils investiert wird. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass langfristige Anlagen in nachhaltige Investmentstrategien eine Überrendite erzielen konnten. Anleger sollten von daher nicht allein den Fokus auf „E“ (Enviroment= Umwelt) Investments legen. ESG umfasst neben den Umwelt- eben auch Sozial- und Governance-Themen, die weitaus mehr als reine Umweltinvestitionen zu bieten haben.
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Gestern, 11.10.2021 | 11:22 | Christian Urbanke
Berater für Produkte des grauen Kapitalmarktes sind Vertriebsleute, die allein ihre Provision einstreichen wollen. Es ist also unbedingt angeraten, sich genau zu informieren, und wenn man nicht alles versteht, soll man Abstand nehmen. Das Risikokapital stammt vom Anleger, und in vielen Fällen ist es untergegangen, obwohl der Einsatzzweck keineswegs unsinnig war. Aber es waren eben zu viele Wegelagerer im Spiel, die man vorher nicht gesehen hat. In manchen Fällen hilft es schon, sich über die Geschäftsmodelle klar zu werden. Wasserstoff ist da ein leuchtendes Beispiel: Schlechte Energieeffizienz und hoher Kapitaleinsatz auf der Erzeuger- und Verbraucherseite bedeuten, dass hier der Einsatz nur sinnvoll ist, wenn andere Technologien nicht zur Verfügung stehen oder noch teurer sind.
Gestern, 11.10.2021 | 09:26 | Elli Müller
von der EU an die Industrie verschenkten CO2 Zertifikaten. 50 Milliarden Euro Extragewinne für die europäische Industrie – so lautet die Bilanz von zwölf Jahren Emissionshandel, nach Berechnungen des niederländischen Instituts CE Delft. 40 der größten Klimaverschmutzer Europas haben mehr CO2-Zertifikate geschenkt bekommen, als sie brauchten. Luuk Sengers, Datenjournalist. Die EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen versprach mit ihrem Green Deal: Die Industrie soll auch weiterhin Gratis-Zertifikate erhalten, mindestens bis 2025.
Gestern, 11.10.2021 | 09:04 | Adalbert Dr.Gnandt | 1 Antwort
Warum Europa Kernenergie braucht? Ohne die Kernenergie kann Europa den Kampf gegen den Klimawandel nicht gewinnen. Davon ist Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire überzeugt. Er fordert den Ausbau dieser „kostengünstigen und stabilen Energiequelle“. Weitere EU-Minister unterstützen seinen Aufruf.Diesbezüglich ist Merkels dumme Entscheidung die deutsche Kernenergie stilllegen ist wirklich nachhaltig und war nicht im Interesse Deutschlands.Leider!
Gestern, 11.10.2021 | 12:25 | Andreas Kalle
Wenn man die Kernenergie weiter fördert, wird sich drauf ausgeruht. Es ist genau richtig wie es ist! Innovation, Netzum- und ausbau sind immens wichtig, da kann man nicht sagen, wir setzen weiter auf Kernenergie. Wenn der Strom halt vorübergehend knapper wird, sollten wir uns vllt. auch mal im Strom sparen üben und nicht immer nur mehr mehr mehr wollen.
Gestern, 11.10.2021 | 09:04 | Walter Abores
Der aktuelle "Nachhaltigkeitstrend" und die Art und Weise wie man mit dem Wandel des Klimas umgeht führt zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft und Luxusgüter werden damit automatisch zu trendigen Anlagen, soweit sind die Prognosen also schon auf dem Weg Realität zu werden. Irgendwie merkwürdig finde ich allerdings das Gefühl dass Politiker und Beamte sich zur Geldelite aufschwingen, aber das ist vielleicht Nebeneffekt der Orwellschen Verhaltensweise?
Gestern, 11.10.2021 | 07:58 | Lars Emde
..der sich selbstständig informieren kann, ist in der Lage die aussichtslose Investition in Wasser/Windkraft zu erkennen. Dazu braucht es kein Börsenwissen, sondern nur gesunden Menschenverstand. Wenn ich bei der Wandlung von elektrischer Energie in Wasserstoff oder ein Derivat 70% der Energie verliere…muss ich nicht weiter über die Sinnhaftigkeit solcher Technologie nachdenken…und investiere auch nicht darin. Gleiches gilt für Windkraft…die ohne Subventionen nicht wirtschaftliche betrieben werden kann. Das weiß jeder, das kann sich jeder anlesen oder darüber informieren. Wer das nicht tut und trotzdem sein Geld in diese "Techniken" steckt….braucht sich anschließend nicht zu wundern. Oder aber…man zockt und geht raus bevor das Ganze abstürzt.
Gestern, 11.10.2021 | 07:13 | Peter Schnell
ohne Subventionen zu Lasten der dies über Steuern und Abgaben zwangsfinazierenden Bürger wäre dieser Markt schon längst tot. Die Branche Windkraftanlagen hat dies mit zurück fahren der staatlichen Subventionen bereits vorexerziert. Wenn die Politik sich in Marktwirtschaft einmischt ist dies zum Scheitern verurteilt, siehe ehemalige und derzeitige kommunistische Staatsformen. Die neue Form davon ist Staatsdirigismus unter der Umwelt/Weltklima Rettungs Ideologie. Gerne wieder mal zensieren lieber Focus Online da nicht Mainstream Regierungs Konform, und das ist gut so.
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