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Wirtschaftsmacht in der Krise: Warum Anleger trotz Evergrande in China investieren sollten – manager magazin

Autobau beim Geely-Konzern in Shanghai: China bietet im Bereich Technologie und Konsum Investmentchancen, sagt Marktkenner Claus Born
manager magazin: Herr Born, der chinesische Immobilienkonzern Evergrande steht kurz vor der Pleite – oder auch nicht. Wie beurteilen Sie die Lage und mit welchen Auswirkungen rechnen Sie, sollte es tatsächlich zum Kollaps des Unternehmens kommen?
Claus Born: Zunächst, Evergrande ist kein Unternehmen, in das wir investiert sind oder in das wir investieren würden. Es ist ein überschuldetes Immobilienunternehmen, das erkennt man schon bei oberflächlicher Analyse. Damit fällt es durch unser Raster.
Aber sehen Sie Evergrande kurz vor einer Pleite? Und welche Gefahr sehen Sie dadurch für den übrigen Aktienmarkt und den gesamten Finanzmarkt Chinas?
Evergrande ist in einer angespannten finanziellen Situation und wird sich wahrscheinlich nicht ohne Hilfe retten können. Die Frage ist: Was macht die chinesische Regierung? Wird sie das Problem außer Kontrolle geraten lassen, oder wird sie an irgendeinem Punkt unterstützend einsteigen. Meiner Ansicht nach wird sie mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann einsteigen und stützen. Das heißt aber nicht, dass jeder ungeschoren davonkommt. Besonders die Eigenkapitalgeber, also auch die Aktionäre, sind in keiner guten Position. Die Kunden von Evergrande dagegen, die Häuser oder Wohnungen gekauft und angezahlt haben – meines Wissens über eine Million Menschen -, die werden sicher nicht vollkommen im Regen stehen gelassen.
Claus Born ist Institutional Product Specialist Emerging Markets Equity bei Franklin Templeton Investments und arbeitet seit vielen Jahren im Schwellenländer-Team der global agierenden Investmentgesellschaft. Von seinem derzeitigen Arbeitsplatz in Buenos Aires überblickt er für das Unternehmen die gesamten Emerging Markets, inklusive China. Franklin Templeton Investments – rund 1,5 Billionen Dollar insgesamt verwaltetes Vermögen – hat sich einen Namen gemacht als Anlagefirma mit besonderer Expertise für die aufstrebenden Märkte der Weltwirtschaft, unter anderem durch den bekannten Portfoliomanager Mark Mobius, der jahrelang die Aktivitäten des Hauses auf diesem Gebiet steuerte.
Wie gefährlich wird das für Chinas Banken?
Da könnte es Verluste geben. Das Exposure ist allerdings relativ breit gestreut. Die Banken werden insgesamt kaum so weit in Schwierigkeiten geraten, dass beispielsweise ihre Mindestkapitalausstattung in Gefahr geriete.
Evergrande sorgt am Aktienmarkt seit Wochen für Nervosität, nicht nur in China, sondern weit darüber hinaus. Nach allem, was Sie gesagt haben, scheint das ein wenig übertrieben.
Bei solchen Zahlen – die Rede ist von einer Verschuldung von rund 300 Milliarden Dollar – entsteht oft erst mal Panik. Die Marktreaktion zu Beginn der Corona-Krise war ähnlich übertrieben. Man sieht große Zahlen und denkt darüber nach, was alles passieren kann. Da wird jeder vorsichtig. Aber nachdem diese Unsicherheit eingepreist wird, geht es oft wieder nach oben. Die schlimmsten Szenarien treten selten wirklich ein.
Also kein chinesischer Lehman-Moment?
Nein, mit solchen Vergleichen sollte man eher vorsichtig sein.
Abgesehen davon, wie steht der chinesische Aktienmarkt momentan generell da?
Wir haben dort schon seit einigen Monaten eine Stresssituation. Wir sind in China in einer Regulierungswelle, die einige Branchen getroffen hat. Hinzu kommt der Evergrande-Fall. Dadurch wird die gesamte Investmentstory von China infrage gestellt. Wenn Sie das mit der Situation von vor einem Jahr vergleichen, dann ist das schon eine ziemliche Wende. Vor einem Jahr war die Frage eher: Soll man überhaupt noch irgendwo anders investieren außer in China. Die Wirtschaft wuchs am stärksten, das Land kam am schnellsten aus der Corona-Krise, die Stimmung war eine vollkommen andere. Letztlich sind beide Ansätze falsch. Weder das eine noch das andere Extrem ist eine gute Lösung.
Sondern?
China bleibt – egal, was dort gegenwärtig passiert – einer der Wachstumstreiber der Weltwirtschaft. Das Land ist auf dem Weg ungefähr im Jahr 2028 die größte Volkswirtschaft auf der Welt zu werden. Das ist ein Trend, der nicht gebrochen wird durch die aktuellen Entwicklungen. Warum also nicht auch dort investieren? Viele Anleger sehen diese langfristige Perspektive und haben Aufholbedarf bei ihren China-Investments.
Welche Branchen – vielleicht auch welche Unternehmen – sind aus Ihrer Sicht momentan die aussichtsreichsten für Investments in China?
Wir betrachten weiterhin zwei Bereiche als besonders interessant: Technologie und Konsum. Auf diesen beiden Feldern finden Sie in China gute Anlagemöglichkeiten, beispielsweise im Bereich Batterietechnologie, im Bereich E-Mobility, wo China ja wirklich hervor prescht und einer der wichtigsten Märkte weltweit ist. Auch für deutsche Autobauer.
Gerade in der Tech-Branche hat es allerdings die von ihnen angesprochene Regulierung gegeben, die viele Investoren verunsichert.
Regulierung gab es vor allem im E-Commerce, im Online-Gaming und auch im Bildungssektor, allerdings in dem Fall nicht in der Online-Bildung. Wir dagegen sehen vor allem große Chancen bei der Solartechnologie oder auch bei der Batterietechnologie.
Nervös sind die Anleger auch, weil sich jeder fragt: Wo schlagen die Regulierer als Nächstes zu?
Genau. Da muss man sich anschauen, warum diese Eingriffe eigentlich gemacht werden. Das Ziel ist ja nicht, Anleger zu verschrecken. Die chinesische Regierung will Stabilität, und sie hat sich vorgenommen, Einkommensungleichheiten zu beseitigen. Monopolsituationen sollen entschärft werden. Solche Zielsetzungen gibt es auch in anderen Ländern. Auch deutsche Unternehmen sind nicht von Regulierungsattacken verschont geblieben. Wir hatten zum Beispiel starke Eingriffe im Energiesektor, was sich auch in den Aktienkursen niedergeschlagen hat. Das übergeordnete Ziel in China ist, dass ein größerer Teil der Bevölkerung am Wohlstand teilhaben soll. Nach wie vor gibt es ein erhebliches Einkommensgefälle in China, zwischen Stadt und Land oder zwischen Angestellten und Arbeitern im Produktionsbereich beispielsweise. Daraus entsteht politischer Druck. China hat in den vergangenen Jahren schon unglaublich vielen Menschen zu einem besseren Leben und zu Wohlstand verholfen, aber es sollen jetzt noch mehr Menschen in die Mittelklasse geführt werden. Dafür sind diese Maßnahmen gedacht.
Und in Kenntnis dieser Zielsetzung, welche Regulierungsmaßnahmen sind als Nächstes zu erwarten?
Es ist ja schon viel passiert. Es wird sicher stärker kontrolliert werden, dass die Leute in den oberen Einkommensgruppen ihre Steuern zahlen. Extreme Steuermaßnahmen sind wohl eher nicht zu erwarten, denn es besteht selbstverständlich auch die Sorge vor Kapitalflucht. Zudem werden Unternehmen, die zu mächtig werden und eine Monopolstellung haben, weiterhin mit Eingriffen rechnen müssen. Auch das ist kein China-spezifisches Phänomen. Die Spekulation im Immobilienmarkt soll ebenfalls weiter entschärft werden. Die Preise sind durch Spekulation zum Teil so stark gestiegen, dass sich viele Leute keine Wohnung mehr leisten können. Das ist ein Problem, das sehr schnell politisch werden kann, wie man auch in Deutschland sehen kann. In China ist das ebenfalls kein neues Thema.
Wo sehen sie die besondere Attraktivität des Konsums in China als Investitionsthema?
Wenn Sie sich das Ziel der Regierung anschauen, „common prosperity“, also allgemeiner Wohlstand, dann ist klar, dass künftig ein größerer Teil der Bevölkerung mehr Geld in der Tasche haben wird. Das führt Sie direkt zum Konsumbereich. Das reicht vom Basiskonsum über E-Commerce bis hin zu langlebigen Produkten. Das sind etwa Autos, womit wir wieder bei der E-Mobility sind. Aber auch Wohnungseinrichtungen oder Elektrogeräte gehören dazu, ebenso wie Reisen und Touristik.
Chinesen wird auch ein besonderes Interesse an Luxusartikeln nachgesagt. Profitieren davon eigentlich vor allem die globalen Luxuskonzerne wie LVMH, oder gibt es im Land selbst auch bereits Anbieter, die in diesem Segment eine Rolle spielen?
Bisher haben dieses Geschäft vor allem internationale Unternehmen gemacht. Inzwischen entwickeln sich aber auch chinesische Luxusgüter. Etwa die Alkoholindustrie mit chinesischem Schnaps oder Wodka, dem sogenannten Báijiǔ. Der hat bereits Luxusstatus und erzielt zum Teil extrem hohe Preise – und er kommt aus chinesischer Produktion. Ähnliches wird es bei Kleidung und anderen Produkten geben. Früher oder später werden chinesische Luxusgüter ausländische womöglich verdrängen, auch wenn das wohl ein sehr langfristiger Ausblick ist.
Schauen wir über die Grenzen Chinas hinaus, in welchen weiteren Schwellenländern sehen Sie gegenwärtig besondere Anlagechancen, vielleicht Größere als in China?
Im vergangenen Jahr war die Diskussion über Emerging Markets schon stark auf China fokussiert, das hat sich inzwischen geändert. Indien beispielsweise war letztes Jahr aus dem Blick geraten, ist langfristig aber ein extrem spannender Markt. Einmal durch die schiere Größe des Landes. Dann haben Sie die Breite des Aktienmarktes. In Indien gibt es mehr börsennotierte Unternehmen als an der New York Stock Exchange, was ja für sich genommen schon ein eher überraschendes Detail ist. Die Volkswirtschaft in Indien ist zwar noch weit von China entfernt, es gibt aber viele Maßnahmen, die etwa das Geschäftsklima verbessern. Die Wachstumsraten gehen zum Teil über China hinaus. Die Digitalisierung schreitet voran. Ein weiterer Markt ist Vietnam. Ebenfalls eine sehr aufstrebende Volkswirtschaft. Sehr solide Wachstumsraten, sehr freundlich zu ausländischen Investoren. Vietnam ist bereits ein wichtiger Standort für internationale Konzerne. Samsung beispielsweise betreibt dort riesige Handy-Werke. Vietnam profitiert auch von der Suche nach neuen Standorten im Ausland, etwa als günstiger Ersatz für China. Der Aktienmarkt dort hat sich ebenfalls gut entwickelt.
Claus Born ist Institutional Product Specialist Emerging Markets Equity bei Franklin Templeton Investments und arbeitet seit vielen Jahren im Schwellenländer-Team der global agierenden Investmentgesellschaft. Von seinem derzeitigen Arbeitsplatz in Buenos Aires überblickt er für das Unternehmen die gesamten Emerging Markets, inklusive China. Franklin Templeton Investments – rund 1,5 Billionen Dollar insgesamt verwaltetes Vermögen – hat sich einen Namen gemacht als Anlagefirma mit besonderer Expertise für die aufstrebenden Märkte der Weltwirtschaft, unter anderem durch den bekannten Portfoliomanager Mark Mobius, der jahrelang die Aktivitäten des Hauses auf diesem Gebiet steuerte.

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